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Sonntag, 27. Dezember 2009

2 Spaziergänge


Spaziergang 1. Erster Weihnachtsfeiertag. Nacht.



Dunkel ist es draußen - und nass. Der Wind schlägt mir entgegen, als wolle er mich zur Umkehr überreden. Ich gehe weiter, natürlich begleitet vom Glühen meiner Zigarette (die der Auslöser für die ganze Unternehmung war) und dem klack-klack-klack meiner Schuhe, die für diese Gefilde nicht wirklich geeignet sind. Die Umgebung nehme ich, wenn überhaupt, nur am Rande wahr, viel zu vertraut sind die Wege noch immer. Als mir dies bewusst wird, schaue ich auf.
Nicht viel hat sich verändert. Einige Häuser sind renoviert, andere noch ein wenig mehr zusammengefallen. Dreckige Schneereste hocken unglücklich am Straßenrand. Am Eingang des kleinen Parks in der Wilhelmstraße steht ein neues Schild, 'Zutritt für Hunde verboten'. Auch das Auto mit dem hochfrequenten Marderschutz steht noch da, wo es immer steht. Kein Mensch ist unterwegs - außer ich möchte eine Straße überqueren, dann tauchen aus dem Nichts fünf Autos mit Xenonscheinwerfern und überhöhter Geschwindigkeit auf. Ein Blick über die Stadt - vereinzelte Lichterketten, ein paar erleuchtete Wohnzimmerfenster, flackernde Straßenlaternen. Der Wind zerrt an den kahlen Bäumen und ich summe beständig meinen mich seit letztem Sonntag verfolgenden Ohrwurm 'Hark! The Herald Angels Sing'. Den Weg durch den Park traue ich meinen Stiefeln nicht zu, also außen herum, durch die leere Innenstadt, vorbei an leeren Kneipen. Das grelle Neonlicht der Reklameschilder folgt wie ein eindringlicher Suchscheinwerfer. Hier ist es windstill. Ich wende mich um, den Heimweg anzutreten und da sind sie wieder: Wind und Nieselregen. Ich laufe weiter.




Spaziergang 2. Zweiter Weihnachtsfeiertag. Tag.



Mit Sonnenschein ist alles besser. Am späten Nachmittag (so gegen 3 ^^) wagte ich heute einen zweiten Spaziergang. Diesmal mit meiner Mutter. Unser beider Gemüter wieder etwas abgekühlt (das Weihnachtsessen am zweiten Tag gestaltet sich immer einfacher). Unterwegs in den Wald. Über den Friedhof in Richtung alter Kindheitserinnerungen. Ein Weg durch blühende Landschaften...oder sollte ich sagen abgeholzte Narben inzwischen von ausgefahrenen Schneisen, die einst schmale Wanderwege waren? Vorbei an erfrorenen Mäusen, vom plötzlichen Schneesturm letzte Woche überrascht und immer noch ganz steif gefroren. Querbeet über bemooste Hügel und Spurrinnen voll Schnee. Kalt ist es nicht wirklich, eher frühlingshaft. Manchmal weht der Wind sogar ganz warm um mich und meine walduntaugliche Kleidung. Abgesehen von den Schuhen ohne jegliches Profil hätte ich wirklich mal kurz nachdenken sollen, bevor ich ein Kleid zum Waldspaziergang anziehe - sehen wir es als Herausforderung. Jeder Schritt entfernt uns weiter vom konventionellen Weg, auf dem nachmittägliche Spaziergänger bereits den Heimweg antreten. Den Sonnenuntergang schaue ich sitzend auf einer Bank ganz weit oben über allen Straßen. Der abenteuerliche Aufstieg hat sich gelohnt. Eigentlich schon fast im Begriff uns wieder auf den Heimweg zu machen muss ich doch noch ein wenig weiter, schauen ob mein Baum noch da steht - das Liebespaar. Da nun bis zum Dorf S nur noch ein paar Meter fehlen gehen wir weiter. Früher gingen wir diesen Weg fast jedes Wochenende. Um im 'Körbchen' einzukehren. Einen Heidelbeereisbecher für mich, einen Schwarzwälder-Kirsch-Eisbecher für Mama. Heute geschlossen, steht dran. Es wird schnell dunkel. Jetzt also doch nach Hause. Tief im Wald auf dem federnden Boden aus Lagen alter Nadeln. Alles vor und hinter uns ist finster, um uns reflektiert der Schnee das Mondlicht. Sehr romantisch. Aber irgendwann wird das Gekraxel auch anstrengend, der Wind kälter und die Füße lahm. Das letzte Stückchen Heimweg wird von einer dreifarbigen Glückskatze bewacht und wir von den schrecklichen Zwillingen Molly und Lucy sehnsüchtig erwartet.

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